06.06.18

BLOG: ProVision Serie – Scouting für die Premier League

Artikel von Paul Carr

In einer Serie für OptaPro verwendet Paul Carr von TruMedia Networks das preisgekrönte ProVision, um herausragende Spieler und Mannschaften aus Ligen und Wettbewerben in aller Welt zu analysieren. Dieser dritte Artikel hat einen anderen Ansatz – er zeigt, wie eine gerade aufgestiegene Mannschaft ein Angriffstalent scouten könnte.

 

Sie sind der technische Direktor eines Vereins, der frisch in die Premier League aufgestiegen ist. Herzlichen Glückwunsch! Nun beginnt die eigentliche Arbeit, da Sie versuchen müssen, Ihren Kader zu verbessern, während Sie gleichzeitig die Chemie Ihres Teams bewahren wollen. Sie haben ein größeres Budget und müssen das Geld wohl überlegt einsetzen.

Sämtliche Vereine würden am liebsten die talentiertesten Spieler aus den besten Ligen verpflichten – aber wir alle wissen, dass dies nicht immer möglich ist. Da Ihre Mannschaft gerade aufgestiegen ist, werden Sie wohl nach einem Schnäppchen in der zweiten Reihe der europäischen Ligen suchen und darauf hoffen, dass Sie ein neues Talent in den Niederlanden oder Belgien finden, möglicherweise aber auch in der Liga, die Sie gerade verlassen haben.

Gehen wir davon aus, dass Sie genau wissen, was Ihre Mannschaft braucht: einen rechtsfüßigen Mittelfeldspieler für die linke Außenbahn, der vor Ihrem offensiv agierenden Außenverteidiger spielt. Verwenden wir ProVision, um einige erste Kriterien zu analysieren, die auf diese Beschreibung passen könnten.

Verstehen, was wichtig ist

Zuerst sollten wir einige Statistiken auswählen, die die gewünschten Anforderungen darstellen. Die Fähigkeit, Treffer zu erzielen und Chancen zu kreieren, ist fast selbstverständlich – zusammengefasst als erwartete Treffer (ohne Elfmeter) und erwartete Vorlagen.

Der gewünschte Spieler sollte auf beiden Seiten des Mittelfelds aktiv verteidigen, da hohes Pressing ideal ist. Aber eine gute Verteidigung (und vermutlich ein wenig tiefer stehend) ist realistischer für eine Mannschaft, die gerade aufgestiegen ist. Defensive Aktionen (Tackling, Abfangen und Klären) sollten weiter herunter gebrochen werden nach dem Platz auf dem Feld, um beide Fähigkeiten abzudecken.

Um das Kandidatenfeld ein wenig zu verkleinern, begrenzen wir die Suche auf Spieler in europäischen Ligen, in denen die Saison gerade beendet wurde:

– Aus der holländischen Eredivisie, der belgischen Jupiler League, der Ligue 2, der Zweiten Bundesliga und der englischen Championship

– Auf Spieler, die als linke Mittelfeldspieler, linke offensive Mittelfeldspieler, Linksaußen oder  defensive Linksaußen eingesetzt waren

– Mit mindestens 900 Spielminuten in dieser Saison

– Die derzeit unter 30 Jahre alt sind

– Die Rechtsfüßer sind oder beide Füße gleichermaßen gut benutzen

Damit verbleiben 73 Spieler auf unserer Liste mit den Kriterien, wobei die vier ausgewählten Statistiken (erwartete Tore, erwartete Vorlagen, defensive Aktionen in beiden Spielfeldhälften) auf eine 90-Minuten-Basis hochgerechnet werden.

Wir wissen, dass diese vier Metriken gleichermaßen wichtig für unsere Suche sind. Daher ist es entscheidend, dass wir sie gleichermaßen nebeneinander darstellen, auch wenn sie nicht wirklich etwas miteinander zu tun haben.

Farbcodierungen helfen uns, die Daten besser zu interpretieren. Das ist vor allem dann nützlich, wenn man die Daten Personen präsentiert, die nicht täglich mit Leistungsdaten arbeiten. Wenn man diese Liste erstmals durchgeht (wobei sie nach erwarteten Toren sortiert ist), fällt uns auf, dass Callum Robinson von Preston North End (Siebter unter xG) der erste Spieler ist, der in drei Kategorieren sehr gut dasteht. Er landet auf einem niedrigeren Rang bei defensiven Aktionen in der eigenen Spielhälfte.

Die verschiedenen Vereine legen selbstverständlich ein unterschiedliches Gewicht auf diese Daten. In diesem Falle haben wir keine Vorgaben und bewerten jede Kategorie gleichermaßen – wir addieren ganz einfach den Ranglistenplatz von jedem Spieler in den vier Kategorien.

Gaëtan Robail

Damit bleibt Gaëtan Robail von Valenciennes eindeutig Führender, da seine Ranglistenplätze insgesamt die Zahl 40 ergeben – 16 Punkte weniger als jeder andere Spieler in der Liste.

Der 24-Jährige hat in dieser Saison 903 Minuten in 14 Ligaspielen für Valenciennes gespielt. Er stand  in den letzten drei Monaten der Saison in der Startaufstellung, nachdem er im Januar von der zweiten Mannschaft von PSG ausgeliehen worden war.

Eine Heat Map mit seinen Ballberührungen zeigt, dass er in der Vorsaison zeitweise auch auf der rechten Seite zu finden war, er also die Variabilität besitzt, auf beiden Positionen spielen zu können.

Eine Grafik  mit seiner Passzone zeigt allerdings geradezu wortwörtlich eine rote Flagge. Wie das untenstehende Bild zeigt, schließt er Pässe mit der niedrigsten relativen Rate von den Bereichen ab, in denen er am meisten zu finden ist (die Rechtecke sind größer, je höher die Frequenz ist, und von rot nach grün schattiert für die schlechteste bis beste relative Passabschlussrate). Allerdings bedeuten 903 Minuten auch nur eine relativ kleine Datenerhebung, und in keinem Rechteck sind mehr als 15 Pässe erfasst.

Robail hat allerdings offenbar gute Fähigkeiten beim Abschluss bei einer kleinen Datenerhebung. Aus seinen 27 Schüssen wurden sieben Tore, womit er seinen xG 3,5 Mal übertrifft.

Sam Larsson

Der zweite Spieler auf unserer einfachen Liste ist Sam Larsson von Feyenoord – ein 25-Jähriger, der nur ganz knapp den schwedischen Kader für die Weltmeisterschaft verpasst hat. Seine Heat Map deutet an, dass er höher auf dem Spielfeld steht als Robail, und er bringt auch aus defensiver Sicht gute Leistungen..

Larssons Passzonen-Grafik zeigt zudem, dass er Pässe mit einer besseren Rate als Robail im oder am Strafraum abschließt.

Wir können die Grafik noch etwas eingehender betrachten, indem wir uns auf die erfolgreicheren Zonen von Larsson anschauen. Links, fast ganz oben in der Box, zeigt seine detaillierte Passzonen-Grafik, von wo er in diesem Bereich abschließt. Larsson spielt üblicherweise Kurzpässe von hier, und er kann dies ganz gut. Er hat allerdings gemischte Ergebnisse bei Pässen in den Fünfmeterraum. Der Schwede scheint gut in einen Angriff zu passen, in dem ein linker Außenstürmer fehlt.

Dies sind lediglich zwei von mehreren aufgeführten Spielern, die in Betracht kommen – abhängig davon, wie diese Erststatistiken gesichtet werden und ob das Auge die Zahlen bestätigt. Dies kann eine Methode sein, wie ProVision bei der Verpflichtung helfen kann, indem Statistiken und grafische Werkzeuge angeboten werden, um schnell Qualitäten und Fähigkeiten zu identifizieren. Damit können Sie den Pool an möglichen Spielern verkleinern sowie Spieler entdecken, die Sie ansonsten möglicherweise verpasst hätten.

 

ProVision ist das innovative Analysetool von OptaPro in Zusammenarbeit mit TruMedia Networks. Mehr über diese Plattform erfahren Sie hier

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