09.05.18

BLOG: ProVision Serie – Verteidiger aus der Ligue 2 scouten

Artikel von Paul Carr

In einer neuen Serie für OptaPro verwendet TruMedia Networks‘ Paul Carr  ProVision, um herausragende Spieler und Mannschaften aus Ligen und Wettbewerben in aller Welt zu analysieren. In seinem neuen Artikel schaut sich Paul die französische Ligue 2 einmal genauer an.

Sie können Pauls ersten Artikel über die dänische Superliga hier lesen.

 

Verschiedene Systeme verlangen von unterschiedlichen Innenverteidigern verschiedene Dinge. Das ist keine brandaktuelle Neuigkeit.

Von einem Innenverteidiger wird möglicherweise erwartet, dass er Angriffsbemühungen von ganz hinten beginnt. Von einem anderen wird möglicherweise ganz einfach verlangt, Brände zu löschen,  indem er den Ball aus der Gefahrenzone bringt.

Aus diesen Gründen – und aus vielen anderen – ist es sehr schwierig, einen Innenverteidiger mithilfe von Statistiken zu scouten. Was uns aber nicht davon abhält, dies zu versuchen – wobei die französische Ligue 2 unser Versuchsfeld ist.

Mithilfe von ProVision können wir schnell die Innenverteidiger in der Ligue 2 herausfiltern, die noch keine 25 Jahre alt sind.

Schauen wir uns erst einmal die Zahlenstatistiken an. Dabei fällt zunächst Denys Bain von Le Havre auf, der Erster beim Klären und Abfangen von Bällen ist und Dritter bei Ballrückeroberungen. Wenn man sich seine Werte anschaut, zeigt sich, dass er in der Top 8 in jeder wichtigen zählbaren Kategorie ist.

Aber Zahlenstatistiken können irreführend sein. Zunächst einmal hat Bain beinahe 200 Minuten mehr gespielt als jeder andere Spieler in dieser Gruppe. Wenn man sich die Zahlen über 90 Minuten bei Spielern anschaut, die mindestens 900 Minuten Spielzeit hatten, besitzt Bain gute Werte, ist aber längst nicht mehr so beeindruckend. Er fällt einige Plätze zurück, wenn es ums Klären und Abfangen geht, und er ist in der unteren Hälfte beim Tackling und bei den gewonnenen Zweikämpfen in der Luft.

Um dies bildlich darzustellen, haben wir hier eine Vergleichstabelle für Bain, wo der Unterschied zwischen den reinen Zahlen und den auf 90 Minuten gerechneten Zahlen sehr deutlich wird:

Gesamtwerte

 

Je 90 Minuten

Der größte Nutznießer der Rangliste über 90 Minuten ist Julien Laporte von Clermont, der in fast allen Zahlenstatistiken in den Top 5 landet und bei allen Werten niemals schlechter ist als Platz 12.

Man mag sich fragen, ob der Rang eines Verteidigers stark von der Mannschaft abhängt. Die Antwort: Das ist definitiv der Fall. Verteidiger von starken Mannschaften landen offensichtlich selten ganz vorne bei den absoluten Zahlen oder den Werten für 90 Minuten, weil ihre Teams zumeist den Ball dominieren. Mannschaften, die mit dem Bus das Tor zuparken, bringen Verteidiger mit „besseren“ Zahlen hervor.

Ein anderer sinnvoller Ansatz, Verteidiger zu scouten (und das gilt nicht nur für Zahlenwerte) ist es, darauf zu achten, was Ihre Mannschaft benötigt.

Bei einer modernen Spielweise wird es für Mannschaften immer wichtiger, nach Innenverteidigern zu schauen, die sich mit dem Ball am Fuß wohlfühlen und die Angriffsbemühungen einer Mannschaft einleiten können. Gehen wir also in ProVision zum Reiter mit den Pässen. Wir verbleiben bei zentralen Verteidigern unter 25, die in dieser Saison mindestens 900 Minuten in Ligue 2 gespielt haben.

Wenn man sich den Prozentsatz der abgeschlossenen Pässe anschaut, führt Bain erneut mit einem Wert von 89,6 Prozent. Wenn man allerdings nach der Prozentzahl der Pässe sortiert, die in den Angriff gingen, landet Bain unter den 23 Spielern auf dem absolut letzten Platz – 27,3 Prozent seiner Pässe gingen in den Angriff.

Statt mit dem Auge zu schätzen, welcher Spieler die beste Kombination von Genauigkeit und Pässen nach vorne besitzt, erlauben Punktdiagramme einen einfachen Vergleich von zwei beliebigen Statistiken. Dies macht Bains extreme Unterschiede deutlich und zeigt auch, dass Laporte möglicherweise die beste Kombination in diesem Szenario bietet.

Laporte stach nun bereits zweimal bei diesen Zahlen hervor, schauen wir uns also seine Pässe einmal genauer an. Er stochert den Ball nicht nur zu einem Mittelfeldspieler, um den Ball nach vorne zu bringen, er bringt den Ball effektiv in den Angriff. Auf 90 Minuten betrachtet, bringt Laporte in dieser Saison im Durchschnitt 6,6 Pässe in das letzte Drittel, der drittbeste Wert aller 23 Verteidiger.

Wenn man noch genauer schaut, hat Laporte die meisten Pässe aus dem letzten Drittel der eigenen Seite in die Angriffshälfte abgeschlossen – und zwar in dieser Saison insgesamt (56) als auch auf 90 Minuten gerechnet (2,2). Er schließt solche Pässe zudem weit häufiger (59 Prozent) ab als andere, wie seine Passkarte zeigt (grün = erfolgreich).

Kombinieren wir all diese Informationen mit eine Karte seiner Ballberührungen in den letzten fünf Spielen…

… und schon haben Sie ein starkes Bild eines Verteidigers, der hinten bleibt, der die notwendige schmutzige Verteidigungsarbeit erledigt, der aber zugleich einen guten Beitrag in der Anfangsphase eines Angriffs leistet.

Der 24-jährige Franzose, der nicht direkt mit Aymeric Laporte von Manchester City verwandt ist, ist seit 2015 in der ersten Mannschaft von Clermont, und es gibt kaum Gerüchte um einen Wechsel. Das allerdings ist nicht unbedingt überraschend, da nur wenige Verteidiger aus der Ligue 2 für mehr als 3,5 Millionen Euro wechseln. Julien Laportes Ergebnisse in dieser Saison deuten aber darauf hin, dass sich Vereine, die einen soliden, allseits talentierten Innenverteidiger suchen, ihn mal unter die Lupe nehmen sollten.

 

ProVision ist ein bahnbrechendes Analysewerkzeug, das von OptaPro gemeinsam mit TruMedia Networks entwickelt wurde. Sie erfahren mehr über diese Plattform hier.

Um mehr über ProVision herauszufinden, kontaktieren Sie bitte pro@optasports.com

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