10.05.18

BLOG: Shot Clarity und Shot Pressure

Artikel von Ryan Bahia

„Der Verteidiger konnte ihn gerade so aufhalten.“

Seit 2005 sammelt Opta jede Ballberührung in der Premier League und protokolliert alle Daten der wichtigsten Wettbewerbe rund um den Globus.

Seit Beginn der Saison 2017/18 sind Torabschlüsse durch Direktabnahme, Shot Clarity (misst die Anzahl an Spielern zwischen Schütze und Tor) und die Drucksituation, unter die ein Spieler bei einem Torabschluss steht, (Shot Pressure) in der Opta-Datenbank abrufbar.

Mithilfe der Erhebung dieser neuen Informationen in den verschieden Datensammlungscentern weltweit wird das Detaillevel der Opta-Daten, die die Grundlage für einige der fortschrittlichsten Fußballanalysen bilden, erweitert.

Von der Direktabnahme abgesehen, basiert die Erhebung der weiteren Qualifier zumindest teilweise auf einer subjektiven Bewertung. Daher soll dieser Blogbeitrag vor allem eines bringen – Klarheit.

Shot Clarity

Shot Clarity wird durch die Anzahl der Spieler (Gegner und eigene Mannschaft), die den Weg des Balls zum Tor blockieren können, bestimmt. Der sogenannte Qualifier-Wert wird in drei Level unterteilt und für jede Chance bewertet, abhängig von der Anzahl der Spieler (vom Torwart abgesehen) zwischen Ball und Tor.

Wie eindeutig die Chance ist, wird von den Spielern beider Teams beeinflusst. Jeder Spieler, der sich in dieser Zone befindet – außer dem Torwart – beeinflusst die Bewertung der Torchance.

Das untenstehende Beispiel ist ein Schuss mit Level 3.

Shot pressure

Shot Pressure wird durch den Druck, der auf einem Spieler während eines Torabschlusses wirkt, bewertet. Je größer die Gegenwehr des Verteidigers ist, desto höher wird die Drucksituation eingeschätzt. Wichtige Komponenten sind aufgebauter Zeit- und Raumdruck. Druck kann von allen Seiten ausgeübt werden.

Wie bei dem Qualifier Shot Clarity gibt es drei verschiedene Level, die den Grad der Drucksituation bestimmen. Die Level ergeben sich aus dem Druck, den ein Verteidiger auf einen Stürmer bei seinem Schuss ausübt, und aus dem Raum, den der Verteidiger dem Stürmer bei seinem Abschluss lässt.

Zur Messung des Abstands zwischen einem gegnerischen Spieler und dem Ball, wird eine spezielle Technologie eingesetzt, der sogenannten „Pressure Circle“.

Was kommt als Nächstes?

Diese zusätzliche Ebene an Detail hilft dabei, eine tiefergehende Analyse im Fußball vorzunehmen. Das Expected Goals-Modell ist ein gutes Beispiel dafür, dass Qualifier eine direkte Auswirkung haben. An dem Modell wird häufig kritisiert, dass das defensive Stellungsspiel nicht in Betracht gezogen wird. Aus diesem Grund wird häufig eine weitergehende Betrachtung benötigt, um zu verstehen, ob die Expected Goals-Rate regelmäßig über- oder unterdurchschnittlich ist.

Qualifier können Licht ins Dunkel bringen, welche Faktoren bei der Qualität einer Chance eine tragende Rolle spielen – früher konnte man diese Faktoren nur indirekt ableiten. Die Analyse des Angriffs- und Verteidigungsstils einer Mannschaft kann nun auf verlässlichere Expected Goals Werte gestützt werden sowie Informationen beispielsweise über die Kompaktheit einer Mannschaft in der Verteidigung miteinbezogen werden. Modelle, die den letzten Pass analysieren, können ebenfalls von Informationen zum gegnerischen defensiven Stellungsspiel profitieren. Mithilfe der Schussinformationen sind wir möglicherweise in der Lage, Spieler zu identifizieren, die im Vergleich zu anderen Spielern häufiger Pässe spielen, aus denen sich klare Chancen ergeben. Weitere Anwendungsbereiche werden entstehen. Durch den neuen defensiven Kontext der Schüsse wird eine Schwachstelle angegangen und der derzeitigen Forschung und Modelle sicherlich einen unmittelbaren Schub verliehen.

Weitere Informationen darüber, wie wir Qualifier in unseren Produkten integrieren, gibt es in Kürze.

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