10.04.19

BLOG: Salzburgs Dominanz in der Bundesliga – eine Analyse

Artikel von Andy Cooper

Zentrale Erkenntnisse

– Im Angriffsdrittel hat Salzburg von allen Bundesligamannschaften die meisten Sequenzen gestartet und Defensivaktionen verzeichnet, was klar auf ihr hohes Pressing hinweist.

– Die Stamm-Außenverteidiger sind stark offensiv eingebunden und haben in dieser Saison gemeinsam 8,9 xA (erwartete Assists) erzielt.

– Munas Dabbur, der beste Torschütze, erzielt einen SGA-(Shooting Goals Added)-Wert von 5,86 seit dem Saisonstart 2017/18 und steigert seine Chancenverwertungsfähigkeit.

 

Obwohl Red Bull Salzburg im vergangenen Sommer drei Schlüsselspieler verloren hat, bleibt der Klub bei acht verbleibenden Spieltagen auf einem sehr guten Kurs zum sechsten Bundesliga-Meistertitel in Folge. 

Nach Transfereinnahmen in Höhe von 45 Millionen Euro für Duje Caleta-Car, Amadou Haidara und Valon Berisha, den erfolgreichsten Chancenkreierer des Vorjahres, hat der Klub seine Strategie fortgeführt, in junge Spieler zu investieren und im letzten Sommer mehrere Spieler unter 21 geholt. Ergänzt wurden diese durch den erfahrenen Zlatko Junuzovic, der im Mittelfeld als Ersatz für Berisha fungiert.

Die Dominanz der jungen Mannschaft mit sieben Spielern unter 21, die in mindestens 30 % der verfügbaren Ligaminuten zum Einsatz kamen, zeigt sich in  den 13,4 kreierten Chancen pro 90 Minuten aus 24 Bundesliga-Spielen (zum Vergleich: Manchester City hat 13,7 in der Premier League kreiert) und dem Ballbesitz von durchschnittlich 63,8 % pro Spiel.

In diesem Blogbeitrag werfen wir einen genaueren Blick auf Salzburgs Ansatz für diese Saison und die Strategien, die der Klub zur Überwindung der oft tief stehenden und wenig Raum gebenden Gegner entwickelt hat.

Erfolgreiches hohes Pressing

Die Tatsache, dass Salzburg wenig Raum bekommt, zeigt sich unter anderem darin, dass 37 % aller Torschussversuche von außerhalb des Strafraums abgegeben werden, dies ist der zweithöchste Wert der Liga. Nur acht der 159 weiten Torschussversuche waren erfolgreich.

Angesichts des zugelassenen Ballbesitzes ist es nicht verwunderlich, dass der Klub ligaführende Werte bei der durchschnittlichen Anzahl der Sequenzen pro Spiel und der Zeit pro Sequenz erzielt und dabei die niedrigste direkte Geschwindigkeit aufweist. Außerdem zeigt das Team einen Durchschnittswert von 34,2 Sequenzen mit 6 oder mehr Pässen pro 90 Minuten, mehr als jede andere Mannschaft der Bundesliga.

Aussagekräftiger ist jedoch, dass die Sequenzen im Durchschnitt 50,8 m von der eigenen Torlinie entfernt beginnen, was darauf hinweist, dass Salzburg den Ball so hoch stehend wie möglich zurückgewinnen will. Mehr als 26 % aller Sequenzen beginnen im Angriffsdrittel – 46,6 pro 90 Minuten.

Diese Kennzahlen werden durch die Anzahl der Defensivaktionen (Tacklings, abgefangene Pässe und aufgenommene Bälle) im Angriffsdrittel im Vergleich zum Rest der Liga untermauert.

Auf Spielerebene ist der offensive Mittelfeldspieler Hannes Wolf der Spieler mit den meisten Defensivaktionen. Der junge Spieler besetzt im Normalfall die Spitze der Mittelfeldraute von Salzburg und kommt auf einen Wert von 2,53 pro 90 min. Er versucht, in Ballbesitz zu kommen, um Munas Dabbur oder die offensiv agierenden Außenverteidiger in weiten Bereichen mit Bällen zu versorgen.

Vorstöße über die Flügel

Salzburg Außenverteidiger Andreas Ulmer auf der linken und Stefan Lainer auf der rechten Seite sind stark in das Offensivspiel auf ihren Seiten eingebunden.

Salzburgs Ausnutzung der Spielfeldbreite wird durch den Durchschnittswert von 20,96 Flanken pro Spiel deutlich, dem höchsten Wert der Liga, der zu mehr als der Hälfte auf das Konto der Außenverteidiger geht. Beide verzeichnen im Durchschnitt über 28 Ballkontakte pro Spiel im Angriffsdrittel, damit befinden sie sich unter den Top 15 der Außenverteidiger der europäischen Top-Ligen.

Die Qualität der von ihnen kreierten Chancen wird aus ihren jeweiligen xA-Werten ersichtlich – Ulmer erreicht in dieser Spielzeit 5,04, Lainer kommt auf 3,86.

Berücksichtigt werden Spieler mit mindestens 900 Minuten Einsatzzeit. xA-Gesamtwerte werden aus allen Feldpositionen ermittelt.

Salzburg ist über die linke Seite besonders gefährlich, dies zeigt sich an den 76 von Ulmer und Junuzovic gemeinsam in dieser Spielzeit kreierten Chancen.

Mit André Ramalho steht außerdem ein rechter Innenverteidiger zur Verfügung, der auf dieser Seite Räume schafft und mit einem genauen Umschaltspiel aufwartet, wie das folgende Schema zeigt. Die Passgenauigkeit des Brasilianers bei langen Bällen in die gegnerische Hälfte liegt bei 59 %, seine zweithäufigste Anspielstation für die Aktionen, mit denen die gegnerische Formation auseinandergezogen werden soll, ist dabei Ulmer.

Erfolgreiche lange Pässe in die gegnerische Hälfte durch André Ramalho – Bundesliga 2018/19

Akkurate Sturmspitze

Seit er vor zwei Jahren zu Salzburg gestoßen ist, hat sich Munas Dabbur mit 0,81 Toren pro 90 min als sehr erfolgreich vor dem Tor erwiesen.

Der Stürmer aus Israel konnte in dieser Saison den mit Abstand besten xG-Wert der Bundesliga erzielen, die Qualität seiner Abschlüsse wird aus seinem SGA-(Shooting Goals Added)-Wert seit dem Saisonstart 2017/18 ersichtlich, der bei 5,86 liegt. Diese Kennzahl bildet ab, in welchem Maße die Erfolgswahrscheinlichkeit seiner Torschüsse steigt. Grundlage hierfür ist die Endposition des Schusses im Vergleich zu seiner Ausgangsposition. Weitere Informationen zu SGA finden Sie hier.

Obwohl Dabburs Torversuche fast alle im Zentrum des Strafraums stattfinden, kann man ihn keineswegs als statische Spitze bezeichnen. Im Spielverlauf wechselt er häufig in Bereiche auf der linken Seite zu Ulmer und Junuzovic. Insgesamt hat er in dieser Spielzeit 21 Chancen kreiert und sein xA-Wert von 3,07 ist der vierthöchste im Team von Salzburg.

Daten aus der Bundesligasaison 2018/19

Ein weiterer ereignisreicher Sommer steht bevor

Die Qualität und Genauigkeit der Offensive von Salzburg zeigt sich darin, dass sie trotz mehr aufgezeichneter Schüsse als bei jedem anderen Team dennoch die beste Chancenverwertung (13,4 %) und eine Erfolgsquote von 40 % bei den Schüssen aufs Tor aufweisen.

Zum Saisonende werde jedoch wie im letzten Jahr zwei Schlüsselspieler den Verein verlassen: Wolf wechselt nach Leipzig, Dabbur zieht es nach Sevilla.

Salzburg ist bereits auf dem Transfermarkt aktiv geworden und hat im Januar den norwegischen Stürmer Erling Håland geholt, den wir bereits in einem früheren Blogbeitrag porträtiert haben. In den Startlöchern steht außerdem Smail Prevljak, der in der laufenden Saison neun Tore erzielen konnte.

Obwohl der Abgang wichtiger Spieler seit 2014 zum Alltag bei Salzburg gehört, konnte der Klub bisher seine nationale Dominanz behaupten und jeweils die KO-Phase der Europa League erreichen, was auf eine sehr ausgereifte Nachfolgeplanung hinweist.

Aktuell ist kaum daran zu zweifeln, dass Red Bull sich wiederum erfolgreich neu aufstellen und seine Dominanz auch 2019/20 und darüber hinaus behaupten wird.

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